Why the US dollar is of particular importance internationally

Warum der US-Dollar inter­national von besonderer Bedeutung ist

Marktkommentar, Juli/August 2024

Warum der US-Dollar international von besonderer Bedeutung ist

Immer wieder wird über die vielleicht zu starke Dominanz des US-Dollars innerhalb des globalen Finanzsystems diskutiert. Steigende und wieder reduzierte Hoffnungen auf US-Zinssenkungen haben wiederholt zu Schwankungen an den Währungsmärkten geführt. Im Folgenden wird kurz die weiterhin besondere globale Rolle der US-Währung in einen historischen Zusammenhang gestellt und erklärt. Es bestehen zwar Herausforderungen für diese wichtige Rolle, welche die amerikanische Währung weltweit spielt, doch gibt es zurzeit kaum echte Alternativen zum Dollar als wichtigstes Zahlungsmittel für den globalen Handel von Waren und Dienstleistungen, speziell auch für Finanzdienstleistungen.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde im Jahre 1944 ein System zur Ordnung der globalen Währungen erarbeitet, da nach den Kriegsjahren ein Bedürfnis nach wirtschaftlicher Stabilität herrschte. Es kann nicht erstaunen, dass die schon damals wirtschaftlich stärkste Nation, die USA, ihre Währung zum Anker dieser nach dem Tagungsort in New Hampshire «Bretton Woods» genannten Währungsordnung machte. Erstaunlicher mag es nach so viel vergangener Zeit erscheinen, dass der US-Dollar immer noch der Anker des weltweiten Währungssystems ist. Er ist trotz allem die ultimative Reservewährung und das bevorzugte internationale Zahlungsmittel geblieben. Weshalb? Die Welt braucht einen monetären Anker und bisher gibt es keine wirkliche Alternative zum US-Dollar.

Zwar ist die Eurozone, in welcher der Euro als Währung gilt, wegen der Bevölkerungszahl und wirt­schaftlich auch von gewisser Bedeutung, doch die Finanzmärkte der Euroländer können es an Wichtigkeit und auch punkto Fortschritt mit den USA eben immer noch nicht aufnehmen. Dies hat nicht zuletzt mit der Tatsache zu tun, dass es in der Eurozone keinen mit US-Staatsanleihen vergleichbaren Bond-Benchmark gibt, jedes Land hat seine eigenen Regierungsobligationen.

Dank ihrer globalen Bedeutung können die Vereinigten Staaten die meisten ihrer ausländischen Käufe mit eigener Währung bezahlen, was ein Vorteil ist, auch wenn die US-Währung schon oft als teuer bewertet galt. Letzteres wird oft mit dem hohen und andauernden US-Handelsbilanzdefizit begründet. Dennoch konnte sich der US-Dollar bisher als wichtigste Währung gut halten, ja er ist sogar noch wich­tiger geworden als zu Zeiten des Bretton-Woods-Systems, insbesondere, weil die globale Bedeutung des britischen Pfundes zurückging. Auch wenn das System der fixierten Wechselkurse wie auch der Goldstandard schon seit den 1970er Jahren einem flexibleren Währungssystem gewichen sind, ist die globale Ankerrolle des US-Dollars unangefochten erhalten geblieben.

Es dürfte noch Jahre, vielleicht Jahrzehnte dauern, bis die globale Dominanz des Dollars beendet wird.

Gérard Piasko, Chief Investment Officer

Dies hat auch damit zu tun, dass über die Jahre viele Länder, besonders Schwellen­länder, neben Anleihen in ihren Lokalwährungen immer mehr Schuldenpapiere in US-Dollar emittierten, um sich am internationalen Kapitalmarkt Geld besorgen zu können. Durch die zunehmende Bedeutung der Schwellen­länder seit 2000 stieg daher indirekt die Bedeutung ihrer Finanzierung über die US-Währung – und damit wurde der Dollar global noch wichtiger.

Zusätzlich nahm über Jahrzehnte das internationale Interesse zu, in US-Firmen zu investieren, weshalb sich der Bedarf nach US-Dollar weiterentwickelte. Der Prozentanteil von US-Aktien an der globalen Marktkapitalisierung stieg wegen der Beliebtheit der US-Firmen auf über 66 % bzw. über zwei Drittel.

Zudem ist die amerikanische Wirtschaft nach wie vor die wichtigste Volkswirtschaft der Welt, trotz der gestiegenen Bedeutung von China oder der vielen Länder der Eurozone. Die Summe von ausländi­schen Direktinvestitionen in die USA ist weit grösser als jene von US-Direktinvestitionen in andere Länder. Die Eurozone ist mangels gemeinsamer Steuerhoheit und Haushaltspolitik als Reserve­währung keine Alternative. Und China hat nicht nur wegen weniger Wirtschaftswachstum, sondern auch wegen zunehmender politischer Spannungen mit dem Westen bei den internationalen Investoren nicht an Beliebtheit gewonnen. Zwar versucht China mit Russland, eine Alternative zum SWIFT, dem globalen Zahlungssystem, zu erarbeiten. Doch die Rolle des US-Dollars bleibt global dominant. Dies ermöglicht den USA, ihre externen Verbindlichkeiten weiter mit der eigenen Währung zu begleichen und ihre hohe Verschuldung zu halten – aber auch die Verschuldung in der Eurozone ist gestiegen.

Ferner bleibt auch der globale Rohstoffhandel in US-Dollar denominiert, auch wenn die Rohstoffe schon lange auch in anderen Ländern produziert werden. Es dürfte daher noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, bis die globale Dominanz des Dollars wirklich beendet wird.

Gérard Piasko

Gérard Piasko

Gérard Piasko leitet als Chief Investment Officer das Anlagekomitee der Privatbank Maerki Baumann. Zuvor war er über viele Jahre Chief Investment Officer bei Julius Baer, bei Sal. Oppenheim und bei der Deutschen Bank.

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Redaktionsschluss: 10. Juli 2024

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