Turbulente Zeiten – Ruhe bewahren

Marktkommentar, Februar 2018

Turbulente Zeiten – Ruhe bewahren

Die ersten Wochen des neuen Jahres begannen für die Märkte stark, ja zu stark. Nachdem im Januar die globalen Aktienmärkte historisch mit rund +5 % klar überdurchschnittlich gut begonnen hatten, erfolgte zuletzt eine grössere Konsolidierung bzw. Korrektur. Diese muss allerdings vor dem Hintergrund einer wirklich lange nicht erfolgten Marktkonsolidierung gesehen werden.

Die letzte Korrektur ging von den USA aus, was sich auch daraus erklärt, dass der amerikanische Aktienmarkt über 400 Tage lang keine Korrektur von mehr als 5 % gesehen hatte. Der Auslöser war eine Kombination von Faktoren. Zuerst erfolgte ein Anstieg der globalen Anleihenrenditen angeführt von den USA wegen höherer Rohstoffpreise und Inflationsängste. Dann überraschte der Anstieg des US-Lohnwachstums viele Anleger und anschliessend stieg die Volatilität von extrem niedrigen Niveaus an. Dies erwischte viele Marktteilnehmer, die mit Anlage-Produkten auf weiter tiefe Aktienkursschwankungen gesetzt hatten, auf dem falschen Fuss.

Massgebend war insbesondere, dass viele Marktteilnehmer davon ausgegangen waren, dass die in den Optionspreisen enthaltene Volatilität, also Schwankung der Aktienkurse, niedrig bleiben würde. Als die Volatilität im Zuge eines höher als erwarteten Anstieg des US-Lohnwachstums ebenfalls stieg, mussten sowohl auf Schwankungsparität ausgerichtete professionelle Marktteilnehmer als auch viele Hedgefonds rasch ihre Positionen anpassen.

Aus fundamentaler Sicht hat sich jedoch im Gegensatz zu den Marktkorrekturen 2000, 2008 oder 2011 aber bisher nichts verändert. Damals zeigten viele Vorlaufindikatoren eine klar schlechter werdende globale Konjunktur an. Doch diesmal deuten die Konjunkturindikatoren nicht auf eine baldige Rezession hin. Auch die Unternehmensgewinne zeigen sich insgesamt gut, meist sogar über den Erwartungen. Der amerikanische Aktienmarkt ist aber teurer bewertet als die übrigen Regionen, weshalb wir die historisch günstiger bewerteten Schwellenländeraktien vorziehen.

Volatilität kann kurzfristig hoch bleiben
Der zu beobachtende Anstieg der Volatilität von den höheren Niveaus im Dezember und Januar hält an und wechselt nun auf überdurchschnittliche Niveaus, ein Prozess der noch nicht abgeschlossen ist. Daher ist kurzfristig mit weiter hoher Marktnervosität zu rechnen – weshalb es für mittel- bis langfristig orientierte Anleger erst recht wichtig ist, in Korrekturphasen Ruhe zu bewahren.

«Der zu beobachtende Anstieg der Volatilität von den unterdurchschnittlichen Niveaus im Dezember und Januar wechselt nun auf höhere Niveaus, ein Prozess der noch nicht vollständig abgeschlossen ist.»

Gérard Piasko, Chief Investment Officer

Selbstverständlich ist das exakte Timing einer kurzfristigen Bodenbildung schwierig, ja eigentlich unmöglich: Es kommt darauf an, wann die langfristig orientierten institutionellen Investoren wieder zukaufen und gegenüber den kurzfristig agierenden Tradern die Oberhand gewinnen. Dies hängt einerseits davon ab, wann die kurzfristig orientierten Trader in ihren Short-Positionen Gewinne mitnehmen und andererseits wann langfristig orientierte Investoren die Bewertung wieder attraktiv finden. Die Bewertung der Aktienmärkte jedenfalls ist wieder attraktiver geworden, was für mittel- und längerfristige Engagements in Aktien spricht. Auch in den USA kann ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 16 nicht mehr als teuer bezeichnet werden.

Fundamentale Situation ist robust - Weltwirtschaft und Unternehmensgewinne laufen gut
Die fundamentale Situation der Weltwirtschaft hat sich nicht verändert - im Gegenteil, der IWF hat die Prognose für das globale Wirtschaftswachstum für 2018 sogarjüngst auf 3.9 % erhöht. Die wichtigen Konjunkturindikatoren der OECD deuten für die wichtigsten Volkswirtschaften der Welt auf ein starkes Wachstum hin, was für die Unternehmensgewinne der bedeutsamste Faktor ist und nicht nur eine Aufwärtstendenz zeigt, sondern durchaus noch weiteres Potenzial aufweist.

Die Berichtssaison der US-Unternehmen hat ein sehr solides Bild gezeigt. Die Gewinne stiegen mehr als erwartet und sogar die Umsatzergebnisse übertrafen die Erwartungen. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre übertrafen rund 55 % der Unternehmen die in der Regel nicht gerade pessimistischen Analystenschätzungen. Diesmal waren es aber rund 75 %. Wichtig für die Zukunft wird nun vermehrt die US-Zinsentwicklung sein.

Wir gehen nicht von einem explosionsartigen Anstieg der Inflation aus. Ein leichter Lohnanstieg in den USA wird durch wieder verbesserte Produktivität zum Teil ausgeglichen. In Europa ist die Inflation übrigens noch deutlich tiefer. Die Europäische Zentralbank ist nicht in Eile, die lockere Geldpolitik zu beenden. Durch höhere Zinsen könnte der Euro sonst noch stärker werden, was für die exportorientierte europäische Wirtschaft, die ja gerade wieder gut läuft, ein Risiko wäre. Die favorisierten Schwellenländeraktien sind noch günstiger bewertet als die amerikanischen oder europäischen Firmen. Die Wirtschaft läuft global gut, die Firmengewinne steigen und die Bewertungen der Aktien sind etwas günstiger. Der US-Inflationsund Zinsentwicklung muss in den kommenden Monaten aber besondere Aufmerksamkeit gelten.

Gérard Piasko

Gérard Piasko

Gérard Piasko leitet als CIO das Anlagekomitee der Privatbank Maerki Baumann & Co. AG. Zuvor war er über viele Jahre CIO bei Julius Baer, CIO bei Sal. Oppenheim und CIO bei der Deutschen Bank.

 

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